Fragen an Nicolai Rohde
Regie
Das Krimi-Genre ist eines der beliebtesten im deutschen Fernsehen. Was macht den "Prag-Krimi" so besonders?
Tschechien und Deutschland haben eine lange gemeinsame Geschichte und auch in der Gegenwart immer noch viele Berührungspunkte. Im "Prag-Krimi" greifen wir entsprechend deutsch-tschechische Geschichten auf, um daraus spannende und unterhaltsame Filme zu machen, die in der tschechischen Hauptstadt spielen. Der zweite Aspekt, der den "Prag-Krimi" so besonders macht, ist die Art und Weise, wie unser Kommissar agiert: Koller ist ein Theatermensch, ein Schauspieler und ein Geschichtenerzähler, der die vermeintlich Verdächtigen inszeniert, sie gegenseitig ausspielt, ablenkt, in Sicherheit wähnt, um sie dann überraschend mit der Wahrheit zu konfrontieren. Koller liebt die Abgründe menschlichen Seins, sie beflügeln seine Fantasie. Jeder noch so abwegige Gedanke ist ihm ein Geschenk, ein Baustein auf der Suche nach der Wahrheit. Kollers Gegner wissen eigentlich nie, woran sie sind. Mal ist er sehr nah an ihnen dran, dann weit voraus, und manchmal blufft er auch nur. Es ist ein Spiel, ein Tanz, eine Inszenierung, aber immer geprägt von einer großen Neugier und Liebe zu den Menschen, mit denen er es zu tun hat.
Wie war es für Sie, in der tschechischen Hauptstadt zu drehen?
Das war wunderbar aufregend. Prag hat so viele Filme hinter sich, dass es immer schwieriger wird, Drehgenehmigungen für besondere Orte zu bekommen – aber da haben die tschechischen Kollegen wirklich Wunder vollbracht. Wir durften sogar auf der berühmtesten Brücke Prags drehen, der Karlsbrücke! Das Ende des ersten Films spielt dort. Es war kurz vor Sonnenaufgang, und wir hatten die menschenleere Brücke, die sonst 24 Stunden am Tag voller Touristen ist, für uns allein. Das war ein sehr besonderer Moment. Klára Majerova und Jan Koller sind ein ungewöhnliches Ermittlerteam. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit und ihren äußerst unterschiedlicher Herangehensweisen an den Fall begegnen sich die beiden Charaktere mit sehr viel Respekt und einer langsam wachsenden, gegenseitigen Sympathie. Sie sind immer nah dran an den Menschen und ihren Geschichten. Gabriela und Roeland sind mit großer Spielfreude an ihre Rollen herangegangen. Das ist, was sie auszeichnet. Ihr Spiel ist voller Sympathie, Wärme und Witz. Und trotz ihrer Unterschiedlichkeit ergänzen sie sich darin ganz wunderbar. Das bereichert den Krimi auf großartige Weise.