SENDETERMIN So., 10.07.22 | 23:05 Uhr | Das Erste

ttt – titel, thesen, temperamente

„ttt“-Spezialausgabe aus der Europäischen Kulturhauptstadt Kaunas

Litauen im Fokus geopolitischer Spannungen

Die litauische Stadt Kaunas ist in diesem Jahr europäische Kulturhauptstadt. Aus diesem Anlass berichtet „ttt" in einer Reportage von den Ereignissen und Events aus der Kulturhauptstadt. Was niemand ahnen konnte, durch den Krieg in der Ukraine, ist Kaunas als europäische Kulturhauptstadt mit einer veränderten Wahrnehmung und Aufmerksamkeit konfrontiert. Dass Litauen an der EU-Außengrenze zu Russland und Belarus ausgerechnet im Jahr der Austragung der europäischen Kulturhauptstadt derart in den Fokus Europas rücke, hänge mit den dramatischen Ereignissen um die russische Aggression in der Ukraine zusammen, sagt die CEO des Kulturhauptstadtjahres 2022 Virginija Vitkiene. Litauen im Blickpunkt geopolitischer Spannungen mit einer Grenze zu Russland und als NATO-Mitglied.

Kunst als Gedächtnis

Das wichtigste Thema in der Kulturhauptstadt Kaunas ist die Erinnerung. Exemplarisch dafür ist die Ausstellung des südafrikanischen Künstlers William Kentridge 'That which we do not remember' - das, woran wir uns nicht erinnern. Der Künstler hat litauische Wurzeln, seine jüdischen Großeltern flohen aus Furcht vor Pogromen nach Südafrika. Kentridge hat sich lange geweigert, die Heimat seiner Vorfahren zu besuchen. Die Beteiligung vieler Litauer an der Ermordung von zehntausenden ihrer jüdischen Mitbürger hielten ihn davon ab.

Dass er jetzt dort nicht nur eine Ausstellung, sondern auch erstmals ein Werk geschaffen hat, dass sich mit dem Holocaust in Litauen auseinandersetzt, ist vor allem der Hartnäckigkeit der litauischen Kuratorin Virginjia Vitkiene zu verdanken. Ihr Konzept, die Bewohner Kaunas' durch Kunst mit ihrer Vergangenheit zu konfrontieren, hat William Kentridge überzeugt. Entstanden ist ein Werk, dass nicht nur für Kaunas, sondern auch für den Künstler von großer Bedeutung ist.

"Mariupolis 2"

Der litauische Regisseur Mantas Kvedaravicius reiste Anfang März in die belagerte ukrainische Stadt Mariupol. Für seine Dokumentation „Mariupolis 2" nahm er das Leben in der Stadt auf, die durch den russischen Angriffskrieg zerstört wurde. Kvedaravicius wurde bei seiner Ausreise mutmaßlich von russischen Soldaten getötet. Wir sprechen mit seinem Kameramann und Freunden über den getöteten Regisseur und die Reaktionen in Litauen.   

Kaunas, eine Stadt mit baulichen Überraschungen

Modernismus für die Zukunft. Was kaum einer weiß, rund 6000 Gebäude haben in Kaunas eine einzigartige architektonische Geschichte. Es ist die Zahl der bis heute erhaltenen modernistischen Objekte in der Stadt Kaunas. Von luxuriösen Betonvillen, Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden, Schulen und kulturellen Einrichtungen. In der Zwischenkriegszeit, den Jahren 1920 bis 1940, als Kaunas die Hauptstadt Litauens war, kam es zu einem Boom architektonischer Stile in Kaunas. Die europäische Kulturstadt erinnert an diese Zeit und denkt darüber nach, wie sie für die Zukunft genutzt werden können.

Modernismus für die Zukunft, die UNESCO-Kommission für das Weltkulturerbe soll entscheiden, ob das modernistische Architekturnetzwerk von Kaunas in die prestigeträchtige globale Liste des geschützten Erbes aufgenommen wird.

„ttt – titel thesen temperamente“ ist am Sendetag ab 20:00 Uhr in der ARD Mediathek verfügbar.

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Mitteldeutscher Rundfunk
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