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Filme über Israel: Ein Land im Krieg, ein Land im Umbruch

Filme über Israel: Ein Land im Krieg, ein Land im Umbruch | Video verfügbar bis 18.02.2025 | Bild: PSE, NOR 2024

Der Nahost-Konflikt beschäftigt auch die Filmfestspiele in Berlin. Aus Sorge vor Protesten bei Filmen mit thematischem Bezug wurde das Berlinale-Personal besonders geschult. Unter anderem zeigt das Festival den neuen Film des israelischen Regie-Altmeisters Amos Gitai: In "Shikun" reflektiert Gitai darüber, wie sich eine Gesellschaft unter dem Einfluss totalitärer Gedanken verwandelt – eine tiefenpsychologische Studie der eigenen Heimat. Der von einem palästinensisch-israelischen Kollektiv gedrehte Dokumentarfilm "No Other Land" hingegen dokumentiert Menschenrechtsverbrechen im Westjordanland – und ist selbst doch ein Plädoyer für Freundschaft und Zusammenhalt zwischen Israelis und Palästinensern. Ein naiver Traum in Zeiten von Terror und Krieg? "ttt" hat die Filmemacher getroffen.

"Shikun" von Amos Gitai

Regisseur Amos Gitai
Regisseur Amos Gitai | Bild: Das Erste

Amos Gitai hat sein Leben, sein filmisches Oeuvre der Verständigung gewidmet, er arbeitet mit Israelis und Palästinensern, auch in seinem neuesten Werk: ein merkwürdiges Filmgedicht, in dem immer mehr Menschen zu Nashörnern werden, totalitären Monstern, angelehnt an das surreale Theaterstück "Die Nashörner" von Eugene Ionesco. Ein Sinnbild für wachsende Intoleranz. Doch dann kam der 7. Oktober. Alles, wofür Gitai kämpft, schien nun unmöglich. "Eigentlich bin ich Architekt. Mein Job als Architekt ist es, Brücken zu bauen, nicht sie abzubrennen. Ich habe beschlossen, meinen palästinensischen Schauspielern zu versichern, dass wir Freunde sind. Wir hassen uns nicht", so Amos Gitai.

Dokumentarfilm "No Other Land"

Basel Adra und Yuval Abraham bei der Premiere von "No Other Land"
Basel Adra und Yuval Abraham bei der Premiere von "No Other Land" | Bild: Das Erste

Die Berlinale hat vorgesorgt, will dem Hass, der sich derzeit auf den Straßen breitmacht, keine Chance geben. Die Polizei steht parat, als Basel Adra und Yuval Abraham, das palästinensisch-israelische Regieduo, auf dem Weg zur Premiere sind. Sie haben ihren Dokumentarfilm "No Other Land" über die Zustände im Westjordanland gemacht, als Kollektiv. Es ist ein verstörendes Plädoyer für das Ringen um einen gemeinsamen Weg von Israelis und Palästinensern! Trotz allem: Standing Ovations. Und dann bricht der Konflikt doch hier im Saal aus. Freiheit für Palästina und … die bekannten antisemitischen Parolen, die die Existenz Israels in Frage stellen. Doch das ist kein Weg für die Filmemacher. "Wir können möglicherweise nur etwas verändern, wenn andere Regierungen Israel unter Druck setzen, die Besatzung zu beenden und eine politische Lösung zu finden, in der alle Menschen in Freiheit leben können", erklärt Yuval Abraham. Es ist ein aktivistischer Film, sie wollen das Land verändern.

Zwei starke, israelkritische Filme für den friedlichen Dialog

Zwei starke, israelkritische Filme präsentiert die Berlinale. Sie stehen für das offene Israel, den Dialog, zu dem die Protestierenden im Saal nicht fähig scheinen. "Wenn sie also die Auslöschung Israels fordern, irren sie sich meiner Meinung nach. Ich denke, die Alternative besteht darin, Brücken zu bauen und gemeinsam etwas anderes zu schaffen. Ich wünsche es meinen palästinensischen Freunden wirklich nicht, unter dem Hamas-Regime zu leben. Besonders nicht Frauen oder der LGBT-Community", so Gitai.

Der Film eines palästinensisch-israelischen Kollektivs

Basel Adra und Yuval Abraham
Basel Adra und Yuval Abraham | Bild: Das Erste

Basel Adra und Yuval Abraham sind Freunde geworden. Selbst nach dem Massaker der Hamas und Kriegsbeginn haben sie ihren Film gemeinsam fertiggestellt. Der israelische Journalist begleitet den Aktivisten Basel, wie er gegen die Zerstörung seines Dorfes Masafer Yatta im Westjordanland kämpft. Ein Rückblick auch auf eine schwere Kindheit. "Ich habe als Kind schon gesehen, wie Siedler meine Oma und meinen Opa attackiert haben. Und meinen Bruder, als sie auf die Schafe aufgepasst haben. Es ist ein Alptraum. Dieses System zielt direkt darauf ab, unser Land zu stehlen, unser Zuhause und uns zu vertreiben", erzählt Basel Adra. 1980 wurde das Gebiet um Masafer Yatta, südlich von Hebron im Westjordanland, zum militärischen Sperrgebiet erklärt und damit die Palästinenser zu illegalen Bewohnern gemacht. Yuval Abraham will diese international kritisierte Völkerrechtsverletzung zeigen und wird dafür von vielen als Verräter diffamiert. "Ganz ehrlich: Wenn ich nicht zu Basel stehen, gegen diese Ungerechtigkeit der Besatzung kämpfen würde, würde ich mich selbst verraten und das, was ich für wahr halte", erklärt Yuval Abraham. Die Politik des eigenen Landes zu kritisieren, das geht nur in einer freien Gesellschaft und die gilt es zu bewahren.

Regisseur Amos Gitai
Regisseur Amos Gitai | Bild: Das Erste

"Wir müssen um das Israel kämpfen, das wir lieben. Es muss nicht alles harmonisch zugehen. Es gehören auch Menschen dazu, die ich definitiv nicht mag. Aber wir hissen die weiße Flagge nicht, wir gehen in den Kampf rein. Vielleicht verlieren wir. Aber wir geben nicht so einfach auf", so Amos Gitai.

Autorin: Petra Dorrmann

Stand: 19.02.2024 16:09 Uhr

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Rundfunk Berlin-Brandenburg
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