So., 29.10.23 | 23:50 Uhr
Das Erste
"Ein ganzes Leben"
"Ein ganzes Leben", so heißt der Roman von Robert Seethaler über den wortkargen Tagelöhner Andreas Egger, der Anfang des letzten Jahrhunderts in einem Bergdorf ein einfaches Leben führt. Damals eine literarische Sensation, ein internationaler Bestseller, in 40 Sprachen übersetzt. Jetzt wird der Roman verfilmt: Vor atemberaubender Alpenkulisse erzählt Regisseur Hans Steinbichler die Geschichte eines unbedeutsamen Mannes, der keine Spuren in der Weltgeschichte hinterlässt, der sein Schicksal stoisch annimmt: Als Waisenkind wird er misshandelt, dann heiratet er die Liebe seines Lebens, um sie gleich wieder in einer Lawine zu verlieren. "ttt" hat sich den Film angeschaut.
Verfilmung eines Bestseller-Romans
Am Ende seines Lebens schreibt Andreas Egger einen letzten Brief an die Liebe seines Lebens – die ihm der Tod vor Jahrzehnten schon nahm, kaum dass er sie gefunden hatte. "Andreas Egger ist ein Mensch ohne Möglichkeiten. Und er versucht, dass, was ihm entgegenkommt, zu nehmen, wie es ist. Es ist immer, was es ist und es als solches zu verarbeiten und wieder weiterzugehen", so Regisseur Hans Steinbichler. Der Waisenjunge Andreas Egger wird zu einem Onkel in ein Bergdorf gebracht. Mit nichts als einem kleinen Geldbeutel um den Hals. Der Bauer nimmt ihn zu sich – zum Arbeiten. Aber der Junge wird nie zur Familie gehören. Egger lernt frühzeitig, was es heißt, mit sich allein zu sein. "An sich hat mich die Geschichte wahnsinnig traurig gestimmt, muss ich sagen. Es ist eine wahnsinnige Wehmut entstanden dadurch, dass so ein Charakter so viel Trauer oder Leid erleben muss", erzählt Schauspieler Stefan Gorski.
Was braucht es im Leben, um weiterzumachen?
Stefan Gorski spielt einen jungen Mann, der mit einer stillen und fast trotzigen Ergebenheit sein Leben annimmt. Er hinkt. Gezeichnet von den Schlägen seines Onkels. "Ein ganzes Leben", die Verfilmung des gleichnamigen Bestseller-Romans von Robert Seethaler, stellt die Frage, was es im Leben braucht, um weiterzumachen, vielleicht sogar Glück zu empfinden. Die Bergwelt ist dabei mehr als nur Kulisse: Sie wirft den Menschen auf sich selbst zurück.
Hauptfigur Andreas Egger bekommt zum ersten Mal Anerkennung
In das Alpendorf soll der Massentourismus einziehen. Eine Seilbahn wird gebaut. So, wie er es gelernt hat, arbeitet Egger demütig mit. Unter extrem lebensgefährlichen Umständen. Und Egger ist stolz. Im Roman heißt es: Er sah sich als ein kleines, aber gar nicht mal so unwichtiges Rädchen einer gigantischen Maschine namens Fortschritt. "Es ist das erste Mal, dass Egger Anerkennung bekommt in seinem Leben. Und vor allem ist es so: Er gehört zu den Überlebenden. Denn es gab die Faustregel in den Bergen 'Eine Gondel ist ein Mann'", erzählt Hans Steinbichler.
Marie – seine große Liebe
Schließlich findet der wortkarge Andreas Egger seine große Liebe: Marie. Doch der Berg nimmt ihm sein Glück schon nach kurzer Zeit: Eine Lawine entreißt ihm die schwangere Frau. Egger ist wieder mit sich allein. Und das Leben treibt ihn von einem Schicksal zum nächsten. Er muss in den Krieg. "Dieser Mensch überlebt all das, was ihm zustößt, die Verluste und das, was man ihm entzieht, die Gewalt. Er überlebt sogar den großen Krieg, der an ihm vorüberzieht wie eine Wolke. Und das hat eben auch was Tröstliches, finde ich", so der Regisseur.
Eine Erzählung über die Frage, was ist Glück und was Unglück
Am Ende blickt Egger auf sein Leben zurück. Und obwohl es ihm mit all seiner Härte begegnete, ist Andreas Egger glücklich. "Ein ganzes Leben" ist eine universelle Erzählung über die Frage, was Glück und was Unglück ist und wie beides in unserem Leben seinen Platz findet.
Autor: Max Burk
Stand: 29.10.2023 20:16 Uhr
Kommentare