So., 03.11.19 | 23:40 Uhr
Das Erste
Margaret Atwood: Die Zeuginnen
Sie gilt weltweit als Ikone des Feminismus: Margaret Atwood, die in diesem November 80 Jahre alt wird. Auch in ihrem neuen Roman ist das zentrale Thema die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Mit den "Zeuginnen" knüpft die politische Aktivistin an ihr Kultbuch aus dem Jahr 1985 "Der Report der Magd" und die daraus 2017 entstandene Fernsehserie "The Handmaid’s Tale" an.
Margaret Atwood führt uns zurück in den dort beschriebenen totalitären Überwachungsstaat Gilead, dessen Erfindung in die Zeiten des Kalten Krieges zurückreicht. Hier herrscht ein diktatorisches System, in dem die Frauen von Männern versklavt werden. Die meisten Frauen sind durch die Verseuchung der Umwelt unfruchtbar geworden, die übrigen dienen den Männern als namenlose "Gebärmaschinen", die nach Belieben vergewaltigt werden können, um für das Regime Nachwuchs zu produzieren.
Die Geschichte der "Zeuginnen" ist eine Montage aus Zeugenberichten von drei sehr unterschiedlichen Frauen, ihren Erfahrungen und den daraus resultierenden Perspektiven. Ihre Aussagen offenbaren sowohl die Wirkung staatlicher Indoktrination als auch das Bedürfnis, die Wahrheit über sich, ihre Herkunft und die Chancen zu erfahren, die sie in dieser Gesellschaft haben. Dadurch, dass nicht nur die Stimmen der drei Protagonistinnen miteinander verwoben sind, sondern auch ihre Geschichten, entwickelt sich der Roman durch Handlung und Dramaturgie nach und nach zu einem packenden Thriller, der den Leser bis zur letzten Seite fesselt.
Ebenso wie der Klassiker "Der Report der Magd" ist "Die Zeuginnen" ein literarisches Dokument der Grausamkeiten, die Menschen anderen Menschen zufügen: "Wenn man erst anfängt, manche Menschen als weniger menschlich zu betrachten als andere, gerät alles ins Rutschen", sagt Margaret Atwood zu ihrem Buch. Deshalb stellt sie darin die entscheidende Frage: Welchen Einsatz und welches Opfer wird jeder Einzelne von uns aufbringen für den großen Kampf, in dem es um alles geht?: Sowohl um die persönliche Freiheit als auch um ein politisches System, das Autonomie, Würde und Gleichberechtigung für alle Menschen garantiert?
Stand: 03.11.2019 23:20 Uhr
Kommentare