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"Das verlorene Paradies" von Abdulrazak Gurnah

Abdulrazak Gurnah: Das verlorene Paradies | NOBELPREISE | Bild: BR

Das Herz der Finsternis: Nobelpreisträger Abdulrazak Gurnah über eine Jugend in Ostafrika – und die Schrecken des Kolonialismus!

Löwen gibt es, Schlangen, glühendäugige Hunde, Würmer, die sich ins Ohr nagen, und andere wilde Tiere, auch wird das Licht der Sonne immer grüner, je näher man den Bergen kommt, am gefährlichsten aber sind die Menschen einander, die Araber, Inder, die Leute von der Küste wie die aus dem Inneren des Landes, und die grausam kalten Deutschen natürlich, die alle jene Gegend Afrikas besiedeln, in die Yusuf hineingeboren wird, um staunend zu erleben, wie die Welt seiner Kindheit einfach verschwindet.

"Erst der Junge. Sein Name war Yusuf, und in seinem zwölften Jahr verließ er ganz überraschend sein Zuhause. Er erinnerte sich, es war die Zeit der Dürre, in der ein Tag war wie der andere. Unvermutete Blumen blühten auf und welkten. Seltsame Insekten flüchteten aus ihrem Versteck unter Felsbrocken und wanden und krümmten sich in dem gleißend heißen Licht, bis sie starben. Die Sonne ließ Bäume in der Ferne zittern und die Häuser leicht schwanken und nach Atem ringen. Jeder verirrte Fußball wirbelte Staubwolken auf, und über den Tagesstunden lastete angespannte Stille."

So beginnt der schon vor fast 20 Jahren erschienene und erst jetzt auf Deutsch wieder verfügbare Roman "Das verlorene Paradies". Abdulrazak Gurnah entfaltet in der Folge nicht weniger als einen literarischen Kontinent. Es ist das ausgehende 19. Jahrhundert, in dem das heutige Tansania von deutschen, britischen und belgischen Kolonialisten beansprucht wird, während die Einheimischen arbeiten, hungern, schmuggeln. Eine Versuchsanordnung fürs Scheitern ohne Grund, schwelende Katastrophe unter ewig glasender Sonne. Gurnahs klare, eindrückliche, immens anschauliche Sprache erschließt in diesem dramaturgisch eleganten Roman eine Welt, von der wir immer noch zu wenig wissen: Eine phantastische Reise, ein Abenteuer auf Leben und Tod, in aller Schönheit!

Abdulrazak Gurnah wurde 1948 in Sansibar geboren, studierte Literaturwissenschaft in London und lebt jetzt in Canterbury. 2021 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Abdulrazak Gurnah: "Das verlorene Paradies", Penguin Verlag

Abdulrazak Gurnah: "Ferne Gestade", Penguin Verlag

Stand: 28.03.2022 12:45 Uhr

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Bayerischer Rundfunk
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