So., 20.11.22 | 23:35 Uhr
Das Erste
"druckfrisch"-Musiker des Monats: Ásgeir
"druckfrisch"-Musiker des-Monats November wird der Isländer Ásgeir, der es sich nicht nehmen ließ, am Rande seiner Tournee einen exklusiven One-Minute-Gig für "druckfrisch" zu spielen. Den Auftritt hatten wir schon vor der Pandemie vereinbart und Ásgeir erinnerte sich auch danach noch an sein Versprechen, bei uns aufzutreten. Auch wenn er die Kamera keines Blickes würdigt: einer der intensivsten Auftritte seit langem. Ásgeir spielt das melancholische Lied "Limitless" von seiner neuesten Platte "Time On My Hands".
Begonnen hatte die Sendung mit der Band der Stunde, die (wieder einmal) "Sault" heißt. Niemand weiß, wer sich genau hinter den Londoner Kollektiv verbirgt, das in schneller Folge und ohne großes Marketing relativ schnell relativ geniale Plattenprojekte veröffentlicht. Ein gewisser Dean Josiah Cover, aka Inflo, wird immer wieder als Produzent genannt. Nichts genaues weiß man nicht. Unlängst hat das Kollektiv auf einen Schlag fünf (in Zahlen: 5!) LPs gleichzeitig und kostenlos zum Download freigegeben. Jeder der Platten hat einen eigenen Klang und Sound. Uns gefällt am besten die funkige Platte "Today & Tomorrow", von der wir das Stück "Heal The World" samt Metal-Gitarre und Kinderchor als Opener für "druckfrisch" ausgewählt haben.
Von der Amerikanerin Lucy Dacus existieren hingegen sogar Fotos, die sie mit Gitarre in der Hand zeigen. Trotzdem müssen wir gestehen, weder etwas von ihr zu wissen, noch uns zu erinnern, wo wir ihren wunderschönen Song "Thumbs" zuerst gehört haben. Er war einfach da. Irgendwie liegen Lucys Wurzeln in Richmond, Virginia sowie in Irland und Usbekistan. Ihre Karriere begann angeblich eher zufällig, weil ein bekannter Studentenfreund ein Album produzieren sollte, das dann prompt Erfolg hatte und erst beim Indie-Major Matador und dann bei "druckfrisch" landete.
Endlich haben wir wieder einmal für den von uns hoch verehrten Robert Wyatt einen Platz in der Sendung gefunden. Mit seinen 76 Jahren darf das Urgestein des Prog-Rock (damals in den 60ern mit "Softmachine") den Titel "alter weißer Mann" als Ehrentitel tragen. Ein anderer Ehrentitel ist die ebenso zutreffende Bezeichnung "traurigste Stimme der Welt", die Ryuichi Sakamoto geprägt hat. Der Titel "Shipbuilding", ein Antikriegslied stammt aus dem Jahr Falkland-Jahr 1982 und ausnahmsweise nicht von Wyatt selbst, sondern von Elvis Costello und Clive Langer. Es war eines der Lieblingslieder von David Bowie (und von "druckfrisch").
Am meisten überrascht hat uns dann die Musik, die zum Abspann erklingt: "Wallah" des tunesisch-italienischen Rappers Ghali, der einerseits hoch engagiert über Immigration rappt, allerdings auch schon am noblen Schmonzetten-Festival in San Remo aufgetreten ist. Schon beim ersten Hören sind wir seinem arabisch-italienisch-französisch-englischen Sprechgesang verfallen. Die bislang für uns unerhörte toxische Mischung aus Italo-Pop und Hip-Hop hat mit einigem Recht Streamingrekorde aufgestellt und mit dem Erklingen in "druckfrisch" müsste Ghali auch in Deutschland den Durchbruch geschafft haben.
Von Andy Ammer
Titel | Interpret |
---|---|
Heal The World | SAULT |
Thumbs | Lucy Dacus |
Limitless | Ásgeir |
Shipbuilding | Robert Wyatt |
Wallah | Ghali |
Stand: 20.11.2022 18:00 Uhr
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