So., 27.03.22 | 23:50 Uhr
Das Erste
"druckfrisch"-Musiker des Monats: Morgan Harper-Jones
Im Jahr 1989 spielte die damals leidlich bekannte Gitarren-Band "The Wedding Present" beim legendären DJ John Peel eine Radio Session ein. Weil eines der Bandmitglieder ukrainischstämmig war, spielten die Brit-Popper aus Jux auch einen ukrainischen Folksong, der daraufhin in England so beliebt wurde, dass diese Band erst eine ganze ukrainische EP aufnahm und sich dann als ein Seitenprojekt eine Band namens "The Ukrainians" formierte, die Pop-Hits auf Ukrainisch coverte und damit ziemlichen Erfolg hatte. Die Band existiert bis heute. Wir spielen - nachdem uns der Nobelpreisträger erklärt hat "No poem will ever stop the war" aus dem 2015er Album "A History Of Rock Music In Ukrainian" zum Abspann das Träumen von Kalifornien.
Begonnen hatte die Sendung mit einem Song des Liverpooler Duos "King Hannah". Dessen Gitarrist wollte angeblich schon ein paar Jahre lang mit der namensgebenden Sängerin Hannah zusammenarbeiten, nachdem er sie einmal auf der Bühne gesehen hatte. Aber erst als er sie in einer Bar in einen Job einweisen sollte, traute er sich, sie danach zu fragen. Eine Schicksalsgemeinschaft entstand: "Wenn wir uns nicht gefunden hätten, wüsste ich nicht, wo wir jetzt wären", erzählt Hannah. Gleich mit ihrer Debüt-LP "Am Not Sorry I Was Just Being Me" haben die beiden mit ihrer hypnotisch düsteren Musik den Durchbruch auf dem internationalen Markt geschafft.
Nur zum "Musiker des Monats März 2022" reichte das nicht. Dieser Ehrentitel geht in die Gegend von Manchester und gebührt eindeutig der 25-jährigen Morgan Harper-Jones, hinter deren zarter, bezopfter Erscheinung und Hobbys (Stricken, 5-Uhr-Tees, Backen und in den See springen) man nicht die aufstrebende Pop-Diva vermuten würde. Zur Sendung trägt sie die furchtbar zu Herzen gehende Ballade "Tell Me That You Miss Me" bei, die fast noch phantastischer ist als der unfassbare Kirschbaum, unter dem sie in der Sendung erklingt. Gratulation!
Apropos Gratulation: Wir haben lange überlegt, ob es zu kalauernd ist, den in Sansibar geborenen Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah mit den Soft-Deutsch-Hip-Hop-Juwel "Sansibar" der ansonsten gern wütenden deutschen Vorreimerin "Haiyti" einzuleiten … wir haben beschlossen: Ja, das ist es und es dann erst recht gemacht und saßen jedes Mal grinsend vor der Mattscheibe, wenn der Song bei der Arbeit dann wieder erklang. Ab nach Sansibar!
Fehlt noch der Live-Gast, der Münchner Florian Kreier, der dort in vielen Bands Mitglied ist, wunderbare avantgardistische Bücher verfasst und unbedingt in seiner Rolle als Angela Aux, da aber nicht mit der blonden Perücke sondern mit einem Alien-Kostüm auftreten wollte. Gern geschehen. Als wir ihn anriefen, ob er eine Minute für uns singen würde, sagte er nur, darauf habe er schon lange gewartet. Ein Auftritt der zeigt: In "druckfrisch" ist weiterhin möglich, was sonst im deutschen Fernsehen nicht mehr geht (und das ist gut so).
Von Andy Ammer
Titel | Interpret |
---|---|
Big Big Baby | King Hannah |
Tell Me That You Miss Me | Morgan Harper-Jones |
Ausstellung Aussterbende Arten | Angela Aux |
Sansibar | Haiyti |
Про Каліфорнії Мрію California Dreaming / She's Lost Control | The Ukrainians |
Stand: 26.04.2022 14:47 Uhr
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