SENDETERMIN So., 18.08.24 | 12:03 Uhr | Das Erste

Presseclub

Seit fast zwei Wochen rücken ukrainische Truppen in Russland vor. Videos zeigen, wie sich russische Soldaten zu Hunderten ergeben. Dieser Vorstoß in Kursk und Belgorod kommt nicht nur völlig überraschend, sondern er ist auch noch unerwartet erfolgreich. Ist das der Gamechanger für die Ukrainer? Oder ist der Vorstoß Kiews für Putin nun endgültig der Moment, mit brachialer Gewalt gegen die Ukraine und dessen Verbündete im Westen zurückzuschlagen, wovor sich so viele Menschen fürchten - auch in Deutschland?

Das Institute for the Study of War hat errechnet, dass die ukrainische Armee eine Fläche von rund 800 Quadratkilometern auf russischem Territorium eingenommen hat. Mindestens 200.000 Russen mussten nach offiziellen Angaben ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Inzwischen wurde in Kursk und Belgorod der Ausnahmezustand ausgerufen. Warum greift die Ukraine Russland an? Und noch erstaunlicher: Warum ist die russische Armee nicht in der Lage, das Vorrücken umgehend zu stoppen? Was verspricht sich der ukrainische Präsident Selenskyj von dieser Taktik? Geht es möglicherweise darum, auf diese Weise in eine günstigere strategische Ausgangsposition bei Verhandlungen zu kommen? Das Vorgehen Kiews ist aber nicht nur für Moskau relevant, sondern auch für Deutschland. Bilder zeigen, dass die Ukrainer bei ihrem Vorrücken deutsche Marderpanzer einsetzen. Ist das der Augenblick, in dem Deutschland endgültig Kriegspartei wird? Der Einsatz deutscher Waffen ist völkerrechtlich gedeckt, weil es sich um einen Verteidigungsfall handelt. So äußert sich auch der SPD-Parteivorsitzende Lars Klingbeil. Fragt sich, ob diese Einschätzung die Menschen in Ostdeutschland überzeugt, die im September neue Landtage wählen. Sie stehen den Waffenlieferungen an die Ukraine sehr ablehnend gegenüber. Die jüngsten Ermittlungsergebnisse über die Sprengung der Gaspipeline Nordstream1 dürften die Skepsis vieler Menschen noch mal verstärken. Inzwischen steht die Ukraine im Verdacht, dafür Drahtzieher zu sein. Wie wird sich diese Gemengelage auf den Ausgang der Landtagswahlen auswirken, die insbesondere von BSW und AfD schon jetzt zu einem Plebiszit über Krieg und Frieden ausgerufen werden?

Darüber diskutiert Susan Link mit den Gästen

Dr. Gesine Dornblüth, freie Journalistin

Sebastian Puschner, der Freitag

Paul Ronzheimer, Bild

Christian Tretbar, Tagesspiegel

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Westdeutscher Rundfunk
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