Mo., 05.08.24 | 23:35 Uhr
Das Erste
Über Sex sprechen
Ein Blick zurück auf 100 Jahre sexuelle Bildung in Deutschland: Schon um 1900 gab es Ansätze zur Sexualkunde an deutschen Schulen, denn Geschlechtskrankheiten verbreiteten sich. Im Ersten Weltkrieg warnte das Militär eindrücklich vor der Syphilis. Lange galt Sex als Gefahr.
Heute gibt es viele Möglichkeiten sich zu informieren. Zum Beispiel die Sexualberaterin Birte Fulde vom Erotikversandhaus Orion, die Sprechstunden auf Instagram abhält. Im Vorgängerunternehmen hatte Beate Uhse seit den 60ern unter dem Stichwort „Ehehygiene“ beraten. Sie eröffnete damals auch den ersten Sexshop der Welt.
Ohne Scham über Sex zu sprechen ist bis heute nicht selbstverständlich. So erlebt die Autorin Mirna Funk, dass viele staunen, wenn sie weibliche Bedürfnisse thematisiert.
Und es dauert lange, bis die Aufklärung weibliche Sexualität losgelöst vom Kinderkriegen thematisiert. Hierauf lag noch der Fokus, als Ende der 1960er offiziell Sexualkunde an westdeutschen Schulen eingeführt wurde; in der DDR gab es sie schon zehn Jahre vorher.
Heutzutage suchen Jugendliche im Internet Antworten auf ihre Fragen und bekommen früh viel zu sehen. Damit beschäftigt sich der Sexualpädagoge Jan Omland, der auf seinem YouTube-Kanal gegen Fehlannahmen kämpft, die in der Pornografie verbreitet werden.
Sexualaufklärung ist ein Markt geworden, den sich Oswalt Kolle und die Bravo zunutze machten. Trotz des liberaler werdenden Klimas: Anfang der 70er kam eine Bravo-Ausgabe noch auf den Index, die sich mit Homosexualität beschäftigte.
Heute helfen Online-Aufklärungsaccounts bei Problemen mit der individuellen Sexualität. Ein Ansatz, den sich Magnus Hirschfeld vor 100 Jahren gewünscht hätte. Der Pionier der Aufklärung forschte schon damals zu Geschlechtsidentitäten, die sich außerhalb der gesellschaftlichen Norm bewegten.
Viele Fortschritte wurden seither gemacht. Doch manche Themen sind nach wie vor schambesetzt – und es wird neue Herausforderungen geben.
Also: Let’s talk about Sex! Bleiben wir im Gespräch.
Eine Produktion von Gebrüder Beetz Filmproduktion in Koproduktion mit WDR, NDR, Off the Fence in Zusammenarbeit mit Arte, TV3, SVT, DR, TG4, gefördert von NORDMEDIA
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