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Die Brötchen-Bürokratie

Landwirt Martin Schulz aus dem Wendland beschäftigt sich lieber mit Backweizen als mit Bürokratie.
Landwirt Martin Schulz aus dem Wendland beschäftigt sich lieber mit Backweizen als mit Bürokratie. | Bild: NDR / Ingo Mende

Wenn das Sonntagsbrötchen knusprig auf dem Teller liegt, wer will da an Bürokratie denken? Doch der Weg voller Vorschriften, Verordnungen und Kontrollpflichten ist weit, bis so ein Backwerk ordnungsgemäß auf dem Frühstückstisch landet.

Die „ARD Story“ folgt dem Brötchen auf seinem Weg durch den Wust der Regularien. Vom Landwirt, der den Weizen anbaut, über die Bäckerei, den Fahrer, der die frischen Brötchen ausliefert, bis hin zum Hersteller von Backblech-Spülmaschinen. Da braucht es starke Nerven und einen Sinn für Humor. Die Fahndung nach den Ursachen der bürokratischen Überforderung - und möglichen Lösungen - führt die Autorinnen auch nach Berlin und Brüssel. Sie forschen im Bundesjustizministerium, bei der EU-Kommission und sprechen mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen).

Bei ihren Recherchen lernen sie Bäcker Eberhard Vielhaber aus Sundern-Stockum im Sauerland kennen. Er stand jahrelang um 3:00 Uhr früh in der Backstube wie schon sein Vater und Großvater. Wer diese Arbeitszeit auf sich nimmt, ist von Leidenschaft getrieben. Aber noch mehr Freude hätte er, wenn nicht mehr als 100 Verordnungen und Auflagen seine Arbeitszeit fressen würden. 4251 Arbeitsstunden gehen laut Bäckerinnung pro Jahr nur für Bürokratie drauf. Vielhaber führt den Familienbetrieb mit 28 Filialen gemeinsam mit seinen Töchtern. In ihrer Backstube fahndet die „ARD Story“ nach Sinn und Unsinn des bürokratischen Overkills wie der jährlichen Gefahrenanalyse für schwangere und stillende Frauen an Arbeitsplätzen, die nur von Männern besetzt sind, oder EU-Richtlinien, die in der Arbeitswirklichkeit des Bäckers besonders absurd erscheinen.

Auf den Spuren der Brötchenproduktion reist die „ARD Story“ auch nach Viöl in Schleswig-Holstein, wo Birgit Putz und ihr Mann Putzmaschinen z. B. für Backbleche für den deutschen, aber auch für den europäischen Markt produzieren. Die EU-Verpackungsverordnung macht ihnen das Leben schwer. Die Auflagen sind so umfangreich, dass sie überlegen, auf den internationalen Handel, der immerhin ein Viertel ihres Umsatzes ausmacht, ganz zu verzichten. Besonders aber ärgert sie die Verordnung EG 881/2002. Die wurde nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in Kraft gesetzt. Und seitdem checkt Frau Putz monatlich, ob die Namen ihrer Kundschaft oder ihrer eigenen Mitarbeitenden auf den internationalen Terrorlisten auftauchen. Eine Mittelständlerin macht Terrorfahndung: Muss das wirklich sein?

Eine journalistische Spurensuche mit Tiefe und einem humorvollen, aber notwendigen Blick auf die aktuelle Frage: Warum gelingt der Bürokratieabbau nicht? Und wie könnte es klappen?

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